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Waldhotel Entenkrug - Norderteich - Meierberg - Ellernteich - Forsthaus Belle - Entenkrug (7km)

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Wanderbericht Norderteich

Heute ist wieder ein sehr heißer Tag. Obwohl ich eigentlich eine längere Tour geplant hatte, entscheide ich mich wegen der hohen Temperaturen dagegen und laufe stattdessen meine "Hausrunde". So habe ich keine Anfahrt mit dem Auto und Gipsy kommt auf diese Weise auch mal wieder zu ihrem Recht. Meine Windhündin ist in den letzten Tagen etwas vernachlässigt worden, da ich ihr die langen Touren aufgrund ihres Alters nicht mehr zumuten mag. Den Weg um den Norderteich kann ich bei Bedarf auch jederzeit abkürzen und so machen wir uns auf den Weg.

Vom Waldhotel Entenkrug wandern wir am Waldrand den Entenkrugweg entlang bis wir rechts in den Starenweg abbiegen. Die Wiesen werden aus Gründen des Naturschutzes frühestens Mitte Juni gemäht, und so steht das Gras zurzeit überall sehr hoch und bietet vielen Vogel- und Insektenarten Schutz. Wir lassen den Scherenberg linker Hand liegen und biegen kurz darauf rechts in den Norderteichweg ab. Der Blick auf den Teich selbst ist durch hohes Schilf hier noch verdeckt, aber man hört schon die Wasservögel und auch der ein oder andere Frosch macht sich lautstark bemerkbar.

Bald haben wir die Stelle erreicht, wo man fast den ganzen See überblicken und direkt an das Ufer heran kann. Hier steht eine kleine Schutzhütte, von der aus das bunte Treiben auf dem See zu beobachten ist (Hierfür empfehle ich dann allerdings eher die frühen Morgen- oder späteren Abendstunden). Obwohl wir bisher keine 3 km gelaufen sind, ist meine Hündin bereits am Ende und nimmt erst einmal gemütlich ein Vollbad im Norderteich (siehe Foto). Nachdem sie sich dann eine Weile abgekühlt hat, geht es weiter. Der Weg führt nun vom Teich weg bis zu einer Kreuzung. Hier geht es links zu einer Parkmöglichkeit an der Steinheimer Str., nach rechts zurück zum Waldhotel Entenkrug (der typische Rundwanderweg um den Norderteich), und geradeaus über die Felder hinauf zum Meierberg, unserem nächsten Ziel. Dort geht es dann durch den Wald über die Bergkuppe, wo wir die schöne Aussicht über Vahlhausen genießen. Ab hier geht es fast nur noch bergab, zurück durch das Beller Holz zum Ellernteich und dem Forsthaus Belle. Kurz davor geht es noch einmal kurz bergauf und als wir die Hügelkuppe überschreiten, tönt uns plötzlich vom Ellernteich ein sagenhaftes Froschkonzert entgegegen. Offenbar hat dieser "reich gedeckte Tisch" auch ein Reiherpärchen dazu verleitet, hier sein Nest zu bauen. Leider sind die Beiden außerhalb der Reichweite meines Teleobjektivs.

Kurz hinter dem Forsthaus überqueren wir die B239, an der es ein kurzes Stück auf einem Radweg entlang geht, bevor wir wieder die Seite wechseln und im Wald verschwinden, der schon bald die Motorengeräusche hinter uns verschluckt. Wir halten uns rechts und scheuchen ein Rudel Rehe auf, das sich mitten auf dem Weg eine Pause gegönnt hatte. Nach wenigen Minuten treten wir aus dem Wald heraus und haben wieder den Entenkrugweg erreicht. Hier geht es nach links und schon bald stehen wir am Ausgangspunkt, dem Entenkrug, wo wir uns bei den heutigen Temperaturen eine Erfrischung verdient haben.

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Wissenswertes

Der in einer Beckenlandschaft, zwischen Beller Wald und dem Dorf Billerbeck, gelegene Norderteich ist mit seiner ca. 12,5 Hektar großen Wasserfläche und der ihn einrahmenden Röhricht- und Bruchwaldzone einziartig in Lippe und der näheren Umgebung.

Enstehung und Geschichte
Urkundlich erwähnt wurde der Norderteich erstmals 1227 als "Norddyk". Der Überlieferung nach wurde der Norderteich von Mönchen des Klosters Abdinghof aus dem Bistum Paderborn angelegt. Diese stauten im Südwesten durch den Bau eines Dammes das aus dem Beller Wald fließende Wasser in einer Geländemulde auf. Durch einen Durchstich in einem Geländerücken des Beller Waldes wurde das Wassereinzugsgebiet wesentlich vergrößert. Dieser Einschnitt mit seinen Steilufern, der so genannte "Braukessel", ist heute noch gut zu erkennen. Den Mönchen diente der Teich zur Karpfenzucht und -mast.

Im Laufe der Zeit gelangte der Norderteich in den Besitz der edlen Herren zur Lippe, die den Teich zur Fischerei, besonders aber zur Jagd nutzten. 1949 wurde dem Landesverband Lippe das Vermögen des ehemaligen Landes Lippe übertragen, seitdem betreut die Forstverwaltung des Landesverbandes Lippe den Norderteich. Die fischereiwirtschaftliche Nutzung wurde noch bis in die 1990er Jahre betrieben.

Bereits im 19. Jahrhundert hatten die Lipper die Bedeutung des Teiches für flora und Fauna erkannt, seit 1928 wirkten sie darauf hin, den Norderteich unter Naturschutz stellen zu lassen. Am 13. Juni 1949 wurde dann das Naturschutzgebiet mit einer Fläche von 30 Hektar ausgewiesen. Der Landesverband Lippe erwarb nach und nach die den Norderteich umgebenden Wiesenflächen, um die intensive Landwirtschaft auf diesen Flächen abzustellen. Die Forstverwaltung des Landesverbandes Lippe unterteilte die Flächen durch Heckenstrukturen und Kopfweidenreihen. Die wiesen werden seitdem nur extensiv bewirtschaftet: Sie werden nicht gedüngt und vor dem 15. Juni weder gemäht noch beweidet.

Landschaft
Das Gebiet des Norderteiches ist eine alte, von Menschen geformte Kulturlandschaft und somit lippisches Kulturgut. Eine besondere Problematik stellt für dieses nährstoffreiche Gewässer die Verlandung dar. In der Geschichte wurde der Teich immer wieder ausgeschlammt, zuletzt 1969.

Der Nährstoffreichtumg ist durch den geologischen Untergrund des Teiches begründet, der aus Formationen des mittleren Keupers besteht und von nährstoffreichen Lehmen bedeckt wird. Jegliche Nutzung findet nur in äußerst extensiver Form statt. Priorität haben Biotop- und Artenschutz. Das Naturschutzgebiet, dessen Weiterentwicklung in den Händen des Landesverbandes Lippe liegt, bietet vielen seltenen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum.

Pflanzenwelt
Die Ufer werden von einer über 4 Hektar großen Röhricht- und Großseggenriederzone eingerahmt. Die größten Bestände bildet das bis zu 3 Meter hohe Schilfrohr, aber auch schmalblättrige Rohrkolben und Teichbinse kommen vor. An den Rändern der Erlenbruchwälder wachsen als botanische Besonderheiten z.B. Teichschachtelhalm und Zungenhahnenfuß. In den Feuchtwiesen blühen im Mai/Juni die Kuckuckslichtnelken, ebenso wachsen hier Sumpf-Ziest, breitblättriges Knabenkrau und Sumpfschachtelhalm. Im Sommer bilden Hochstauden wie Mädesüß, Kohldistel, Sumpfkratzdiestel und diverse Weidenröschenarten hohe Bestände und bieten vielen Insektenarten Nahrung.

 Tierwelt
Der fast 300-jährige Eichenwald und der Erlenbruchwald, in denen sich viele Bäume in der Zerfallsphase befinden, sind von besonderer Bedeutung für Baumpilze und eine artenreiche Insektenfauna, wie dem seltenen Eremiten oder Juchtenkäfer. Hier finden Spechtarten, wie Mittel- und Kleinspecht, Lebensraum, ebenso wie Fledermäuse. Bei der Kartierung wurden 2011 mindestens neun Fledermausarten nachgewiesen, wie z.B. der Abendsegler und die Wasserfledermaus. Der Norderteich ist Brut-, Rast- und Durchzugsgebiet für sehr viele Vogelarten, u.a. Stock-, Reiher- und Krickenten, Bläß- und Teichhuhn, Höckerschwäne, Graugänse, Hauben- und Zwergtaucher.
Im Schilfgürtel brüten Teichrohrsänger, Rohrammer und Wasserrallen. Im nahen Eichenwald ist der Rotmilan Brutvogel. Durchziehende Arten sind u.a. Fischadler, Rohrweiehen, Spieß-, Pfeif-, Löffel- und Kolbenenten. Ab Mai hört man regelmäßig den Kuckuck rufen, Ab august sorgen oft große Starenschwärme in der Abenddämmerung mit ihren Flugvorführungen für ein besonderes Erlebnis.
Schwarzwild hält sich ganzjährig in der Röhrichtzone auf. Stellvertretend für die Insektenfauna sei erwähnt, dass im Gebiet des Norderteichs neun Libellenarten nachgewiesen wurden. Auch Frösche und Molche kommen in großer Vielfalt vor.

(Text von G. Harmel und P. Pfaff)

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Fotografien

Band 1: Winterland

Band 2: Die Rückkehr